Unsere Lehrfahrt in die Weibertreustadt
Am vergangenen Montag haben sich insgesamt 33 Gemmrigheimer LandFrauen und Gäste aufgemacht zur gemeinsamen Lehrfahrt in die Weibertreustadt Weinsberg.
Abfahrt war gutgelaunt um 13 Uhr an der Festhalle. Von dort ging es mit dem Bus über Land nach Weinsberg. Dort am Kernerhaus angekommen wurde die Reisegruppe bereits von Justinus Kerner persönlich in Empfang genommen. Bevor dieser allerdings zu einer Tour durch seine Heimatstadt aufbrach, hatten alle Gelegenheit, sich mit einem Stück Rührkuchen und Sprudel zu stärken.
Im herrlichen Garten hinter seinem Wohnhaus lies Justinus Kerner die LandFrauen an seinem interessanten Leben teilhaben und erzählte, wie er als Amtsarzt nach Weinsberg gekommen war und von seinem Leben hier. Bei den sommerlichen Temperaturen war der schattige Garten ein willkommenes Fleckchen, bei dem es sich aushalten ließ.
Nach seinem Studium und mehreren Reisen war Kerner ab 1810 als Arzt tätig, zunächst in Dürrmenz, dann in Wildbad und später in Welzheim. 1819 wurde er schließlich Oberamtsarzt in Weinsberg. Diese Tätigkeit übte er bis zum Jahr 1851 aus, in dem er wegen eines Augenleidens pensioniert wurde. In Weinsberg ließ er, nachdem die Familie zuvor meist in sehr beengten Wohnverhältnissen zur Miete gewohnt hatte, 1822 im ehemaligen Stadtgraben sein Wohnhaus errichten.
Das mehrfach erweiterte Haus und der benachbarte mittelalterliche Geisterturm beherbergen noch heute Kerners große Sammlung von Kunstgegenständen und waren zu seinen Lebzeiten gastfreundlicher Treffpunkt von Kerners großem Freundeskreis. Ludwig Uhland, Gustav Schwab, Nikolaus Lenau, die Brüder Karl und Louis Mayer sowie Alexander von Württemberg gingen dort ein und aus. Selbst Kaiserin Sissi und ihr Vater Herzog Max in Bayern sollen unter den Gästen gewesen sein. Seine bleibende Leistung als Arzt ist die erstmalige klinische Beschreibung der bakteriellen Lebensmittelvergiftung Botulismus.
Ein Teil der Reisegruppe machte sich danach mit Kerner auf zur Stadtführung und einem Besuch der Burgruine Weibertreu. Wer daran nicht teilnehmen wollte oder konnte, nahm im Kernerhaus Platz. Dort wartete bereits der Historiker Dr. Bernd Liebig, der unterhaltsame Anekdoten aus Kerners Leben zu erzählen wusste und die Gruppe durch das Kernerhaus führte.
Im Anschluss fuhr die Reisegruppe weiter zum Weingut Seyffer in Weinsberg. Dort zeigte Christian Seyffer den Teilnehmern sein Weingut und die Kellerei. Drei aktive Generationen, Opa, Sohn und Enkel bewirtschaften die aktuell 12 Hektar Rebfläche in Handarbeit. Sie sind sehr stolz darauf, viele Weinberge seit 40 Jahren aufrecht zu erhalten. Im Anbau sind größtenteils Rieslinge, Burgunder sowie Lemberger. „Für uns ist das Winzerhandwerk eine Passion, die wir mit grenzenloser Leidenschaft verfolgen, um Weine und Sekte zu vinifizieren, die Menschen zum Strahlen bringen“, so die Philosophie der Winzerfamilie.
Nach dem Rundgang durch das Weingut war für alle im schön gekühlten Keller bereits das Vesper und eine kleine Weinprobe vorbereitet. Auch eine alkoholfreie Variante wurde angeboten.
Gut gelaunt und mit vielen schönen Eindrücken ist die Reisegruppe gegen 21 Uhr in Gemmrigheim angekommen. Die Teilnehmerinnen waren sich sicher: so eine Lehrfahrt darf gerne wiederholt werden!